Schimmel – Dem Täter auf der Spur

Schimmel in einer feuchten und kalten Zimmerecke.

Pro Nacht schwitzt und atmet ein Mensch oft viele Hundert Milliliter Wasser aus. Hinzu kommt Wasser aus

anderen Quellen: Topfpflanzen, trocknende Wäsche oder gar ein Raumluftbefeuchter. Fatale Auswirkungen hat

auch der Versuch das Schlafzimmer indirekt beheizen zu wollen: Durch die Methode „Tür offen lassen“. Dann

strömt feuchtwarme Luft aus allen Teilen der Wohnung in das Zimmer. Das Wasser kondensiert an den kalten

Wänden, ähnlich wie an einer Flasche, die man aus dem Kühlschrank holt. Paradiesische Zustände für

Schimmelpilze.

 

Ist Pilzbefall immer sichtbar?

Nein, oft wachsen Schimmelpilze im Verborgenen, etwa hinter einer Schrankwand, die zu dicht vor einer kalten

Wand steht. Die wenige Luft, die hierhin zirkuliert, kühlt sich besonders stark ab. Ähnliche Effekte drohen zum

Beispiel hinter Wandverkleidungen und Fußbodenleisten.

 

Woher kommt die Feuchtigkeit?

Je größer der Befall durch Schimmelpilze, desto höher das gesundheitliche Risiko. lm Extremfall drohen Allergien

oder Atemwegserkrankungen. Aber kein Grund zur Panik: Sind die Ursachen erst einmal ermittelt, lassen sich

viele Probleme relativ einfach lösen.

Eine feuchte Badezimmerwand kann ein Indiz für ein undichtes Wasserrohr sein. Ein kaputter Dachziegel hat

möglicherweise zu Wasserflecken an der Zimmerdecke geführt. Löchrige Regenrinnen und Rohre durchfeuchten

hier und da das Mauerwerk. Das meiste Wasser, das Schimmelpilze wachsen lässt, kommt allerdings von den

Bewohnern selbst: Beim Atmen, Schwitzen, Kochen, Duschen und Wäschetrocknen verdunstet oft mehr Wasser,

als wenn man täglich einen 10-Liter-Eimer Wasser auskíppen würde. Diese Feuchtigkeit muss durch Lüften aus

der Wohnung entfernt werden.

 

Aber ist im Winter nicht eher trockene Heizungsluft weit verbreitet?

Ja, deshalb drohen die Probleme auch nicht überall. Wo viel gelüftet wird, sind die Risiken geringer. Aber wenn

Außenwände zu stark auskühlen, kann es sogar in gut gelüfteten Wohnungen zu Problemen kommen: An den

kältesten Stellen kondensiert Wasser. Das ist der gleiche Effekt, der Brillenträgern im Winter beim Betreten einer

Wohnung den Durchblick raubt. Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit schlägt sich an der kühlen Oberfläche

nieder.

 

Warum entstehen Schimmelflecken vor allem in den Zimmerecken?

Weil dort relativ große kalte Wandflächen draußen den kleineren lnnenwandflächen gegenüberstehen, Das führt dazu, dass die Wände drinnen stark auskühlen. Auch Fensterlaibungen sind oft gefährdet.

Alarmsignale: Verdächtige Flecken an der Wand und um so früher Sie handeln, desto besser für die Gesundheit.

Feuchtemesser: Kontrollieren Sie mit einem Hygrometer die Luftfeuchtigkeit. Die relative Feuchte sollte zu Hause zwischen 40 und 55 Prozent liegen. Ist mehr Wasser in der Luft, steigt die Schimmelgefahr. Kontrollieren Sie, ob es in der Nähe der Flecken und des muffigen Geruchs besonders feucht ist. Übrigens, gute Hygrometer gibt’s schon ab etwa 20 Euro.
Problemzonen: Je kühler die Räume, desto größer die Schimmelgefahr! Die Luftfeuchtigkeit kondensiert zum Beispiel leicht hinter Schränken, die zu dicht an einer kalten (Außen-)Wand stehen. Kritisch sind auch Wandschränke, Abstellkammern, Jalousiekästen und kühle Badezimmer.
Schimmelkiller: Wo immer Sie Schimmelpilzbeläge aufspüren, gilt: Wehret den Anfängen. Besprühen oder betupfen Sie die Flecken mit „guten“ Anti-Schimmel-Mitteln. Als Hausmittel hat sich Alkohol bewährt (Ethanol oder Isopropanol, 70%) Empfohlene Einwirkzeit beachten (bei Hausmitteln 30 Minuten), dann abwischen. Die Tücher samt anhaftenden Sporen in einer Plastiktüte in die Mülltonne stecken.
Vorsicht: Achten Sie auf Arbeitsschutz (zum Beispiel Handschuhe und eventuell Mundschutz), Allergiker und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten sich fern halten. Wo Schimmelflecken zu sehen sind, gibt’s auch viele unsichtbare Sporen zum Beispiel im Hausstaub. Gründliches Saubermachen kann helfen: Am besten immer bei geöffneten Fenstern Staub wischen und saugen, damit aufgewirbelte Sporen ins Freie entweichen können
Vorbeugen: Lassen Sie keinen Raum in der Wohnung zu sehr auskühlen. Vor allem das Bad sollte immer gut geheizt sein. Je mehr Feuchtequellen in der Wohnung, desto wichtiger ist außerdem das Lüften.

 

Öfter mal kräftig Durchzug machen

Mieter müssen die Wohnung lüften, aber nicht alle Vorschriften von Vermietern sind zumutbar. Fünf – bis sechsmal Lüften pro Tag ist auf jeden Fall zu viel verlangt (Landgericht Hamburg, Az. 16 S 122/87). Um Ärger vorzubeugen, halten sich Mieter an diese Regeln:
Lüften Sie möglichst viermal am Tag. Wer tagsüber nicht zu Hause ist, sollte wenigstens dreimal täglich für Durchzug sorgen (etwa einmal morgens und zweimal abends) und dafür am Wochenende entsprechend öfter. Machen Sie die Fenster wenigstens fünf Minuten ganz auf, so dass die Frischluft quer durch die Wohnung wehen kann. Diese Stoßlüftung ist wirksamer als ein Fenster lange auf Kippstellung stehen zu lassen.
Falls Sie Wäsche in der Wohnung trocknen, lüften Sie diesen Raum öfter. Große Mengen Dampf vom Kochen oder Duschen lassen Sie möglichst sofort abziehen. Lüftet der Mieter zu wenig und bildet sich dadurch Schimmel, darf er die Miete wegen des Schimmels nicht kürzen und muss eventuell für die Schimmelbeseitigung zahlen.

 

Was den Pilz killt

Schimmel in der Wohnung ist nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich. Die Pilzsporen können Schleimhäute reizen und Allergien auslösen, Erkrankungen der Atemwege sind möglich. Außerdem produzieren die Pilze Gifte. Die können den Körper schädigen und im Extremfall sogar Krebs erzeugen. Deshalb gilt: Vorsicht bei muffigem Geruch, Wasserflecken und feuchten Fenstern. Die Ursache muss erkannt und beseitigt werden, Massiver Schimmelbefall ist eine Sache für Profis. Chemikalien gegen Schimmelsporen können auch für Menschen schädlich sein. Kleine Schimmelflecken lassen sich dagegen selbst bekämpfen, etwa mit einem Spray. Hausmittel mit sehr guter Wirkung gegen Schimmel sind Alkohol und Essigessenz. In einzelnen Fällen besiedeln die Schimmelpilze sogar die Matratzen. Hersteller warnen davor, dass bei mangelnder Lüftung „Stockflecken“ drohen.

 

Ist Lüften überhaupt sinnvoll, wenn es draußen nass und kalt ist?

Eindeutig ja. Denn beim Lüften helfen die Gesetze der Physik: Wenn O Grad kalte Luft mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent in die Wohnung strömt, enthält ein Kubikmeter Luft nur 5 Milliliter Wasser. Wenn die Heizung diese Luft erhitzt, steigt die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, enorm an. Beispiel: Bei 22 Grad Celsius und 60-prozentiger Luftfeuchtigkeit liegt der Wassergehalt bei 12 Millilitern pro Kubikmeter. Je kälter die Luft von draußen und je stärker die Heizung, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen und desto mehr Wasser lässt sich mit Stoßlüftung aus dem Haus befördern.